Wider das Vergessen!
 

 

Bedeutende Neidenburger



Stephan von Neidenburg wurde ca. 1412 als Sohn des Matthias von Neidenburg geboren. Er studierte 1435 in Wien und wurde 1442 Notar des Bischofs von Pomesanien mit Sitz in Riesenburg. Von 1448 bis 1467 war er Notar des Hochmeisters des Deutschen Ordens und zugleich ermländischer Domherr. 1480 erhielt er die päpstliche Provision zum Bischof von Kulm mit Sitz in Löbau und wurde 1481 zum Bischof geweiht. Trotz seines hohen Alters war er bis zu seinem Tod (1495) im Amt.
Ferdinand Adolf Gregorovius (*19. Januar 1821) schrieb eine „Geschichte der Stadt Rom im Mittelalter“ in acht Bänden, später eine Geschichte der „Stadt Athen im Mittelalter“. Er erntete als Geschichtsschreiber einhelliges Lob. Die Stadt Rom verlieh ihm als erstem Deutschen und erstem Protestanten die Würde eines Cives Romanum [Ehrenbürger], der Papst setzte jedoch sein Werk auf den Index der verbotenen Schriften. 1852 schrieb er seinen historischen Aufsatz „Der Ghetto und die Juden in Rom“ und 1855 seinen „Klagegesang der Kinder Juda in Rom“. „Der Aufsatz wie das Gedicht zeugen von Gregorovius´ allenthalben zu beobachtender Neigung, sich für diejenigen zu verwenden, die die Geschichte mit Unglück und Mißerfolg heimsucht.   Er hat einen weiten Blick für das Tragische im Leben der Völker. Während er an den Großen und Glücklichen der Geschichte immer etwas auszusetzen findet, regt ihn überall da, wo des Lebens dunkle Gewalten herrschen, das Mitleid an, das Gute zu suchen und den Spuren des Leidens nachzugehen“  * (aus Nachdruck über Ferdinand Gregorovius´ Werk von Gerhard Knieß, 1986, anlässlich der Gründung der Deutsch-Israelitischen Gesellschaft in Bremerhaven). Mit seiner Schrift „Die Idee des Polenthum’s“ unterstützte er 1848 die Freiheitsbewegung Polens. Diese „Polenschwärmerei seiner Jugend“ ist ihm in den Anmerkungen von Johann Pruss zu seiner „Geschichte der Stadt Athen“ mit der Anspielung auf den Versailler Vertrag von 1918 zum Vorwurf gemacht worden. 1865 sandte er seiner in Florenz lebenden und dort erkrankten ostpreußischen Freundin Pauline Hillmann das elf Strophen lange Gedicht mit dem Titel „Schloß Neidenburg“ das jeder Neidenburger kennen sollte. Er starb am 1. Mai 1891 in München. In seinem Testament hatte er bestimmt, dass der Magistrat seiner Geburtsstadt Neidenburg Erbe seines Vermögens werden sollte. Die Stadt kam in den Besitz von 60.000 Mark und noch später eingehender Verlagshonorare. Wie es in der Stiftungs-Urkunde vom 28. Juni 1889 heißt, sollte das Geld zur Erziehung und Unterstützung armer Kinder in der Stadt, ohne Unterschied der Konfession, dienen. Sein Vater Timotheus hat als Kreisjustizrat in Neidenburg die Ordensburg vor dem Abriß bewahrt.
*Anmerkung des Verfassers: Als hätte er geahnt, dass nach 1933 den jüdischen Bürgern seiner Geburtsstadt auch die dunklen Gewalten drohen und Unglück über sie hereinbrechen werde.



Julius Gregorovius wurde als Bruder von Ferdinand Gregorovius am 23. August 1819 in Tapiau geboren. Er ist auf der Neidenburger Burg aufgewachsen und wurde 1874 als Artillerie-Offizier zum Oberst z.D. ernannt. Danach verfaßte er als Begleiter seines Bruders und angeregt durch dessen Werke 1883 eine Stadtgeschichte "Die Ordensstadt Neidenburg in Ostpreußen". Er starb als Ehrenbürger von Neidenburg am 18. Juli 1891 in Planegg bei München. Übrigens, Gregorovius zu Ehren haben die polnischen Bürger von Nidzica/Neidenburg ihre städtische Parkanlage auf dem ehemals sumpfigen Wiesengelände westlich des früheren Weidendamms zwischen Bismarckstraße und Friedrichstraße „Park Gregoroviusa"  (Gregorovius-Park) benannt.



Walter Kollo wurde unter dem bürgerlichen Namen Elimar Walter Kollodzieyski am 28. Januar 1878 in Neidenburg geboren. Er studierte am „Fürstlichen Conservatorium“ in Sondershausen Musik. Sein Hauptfach war die Kirchenmusik, was an manchen Stellen seiner späteren Bühnenwerke deutliche Spuren hinterließ. Später schlug er sich als Kabarettmusiker und Coupletkomponist durch. Er heiratete die Chansonette Mizzi Josetti, die eigentlich Marie Preuß hieß. Er starb am 30. September 1940 in Berlin.



Am 28. April 1904 kam Sohn Willi in Königsberg auf die Welt, wo Walter inzwischen Korrepetitor und Kapellmeister am Luisentheater war. 1906 übersiedelte die Familie nach Berlin. In Max Reinhardts berühmtem „Roland von Berlin“ traf der junge Pianist und Komponist Walter Kollo 1907 auf die damals noch völlig unbekannte 23-jährige Claire Waldoff und beide wurden mit seinem Lied „Mein geliebtes Schmackeduzchen“ über Nacht berühmt. Im Laufe der Jahre schrieb Walter Kollo unzählige Musiken für die Berliner Operetten, die bis heute beim Publikum wie Volkslieder bekannt sind: „Das war in Schöneberg, im Monat Mai“, „Untern Linden, untern Linden“, Die Männer sind alle Verbrecher“, „solang noch untern Linden“, „Immer an der Wand lang“ u.v.a. Die Operetten dazu hießen „Wie einst im Mai“, „Drei alte Schachteln“, „Der Juxbaron“, „Filmzauber“, „Jettchen Gebert“, „Die tolle Komtess“ u.v.a. Willi starb am 4. Februar 1988 ebenfalls in Berlin. 



Am 20. Juli 1935 wurde Willis Tochter Marguerite in Berlin geboren, die als „graue Eminenz" im familieneigenen Musik- und Bühnenverlag das Management führt. 
Am 20.11.1937 wurde Willis Sohn René in Berlin geboren. Er wurde weltweit der berühmteste Heldentenor des deutschen Fachs. Bei den Wagner-Festspielen in Bayreuth feierte René international beachtete Erfolge. René Kollo war übrigens der jüngste Tenor in diesen Rollen des schweren Heldenfachs in Bayreuth. Er ist Träger des Bundesverdienstkreuzes und Inhaber vieler anderer Ehrungen.   



Am 17.07.1967 wurde Renés Tochter Nathalie in Locarno geboren. Die Urenkelin Walters, hat sich als Jazz-Sängerin einen Namen gemacht. Nathalie Kollo´s Repertoire umfasst Musical, Evergreen und Jazz sowie Pop-Balladen, Gospel und Kinderlieder. Neben Dänisch und Deutsch spricht sie Englisch und Französisch. Im Februar 1999 wurde ihr Sohn Marlon geboren.



Bethel Henry Strousberg wurde am 20.11.1823 in Neidenburg geboren. Er gründete Eisenbahngesellschaften und erbaute wichtige Bahnstrecken. Später gründete er Fabriken für Bahnwaggons und Lokomotiven. Daneben betätigte der Großindustrielle sich als Schriftsteller. Als der "Eisenbahnkönig aus Neidenburg" ging er in die Geschichte ein. Er war der wohl berühmteste gebürtige Masure des 19. Jahrhunderts. Als Sprössling einer seit zwei Generationen in der Stadt ansässigen jüdischen Kaufmannsfamilie wurde er als Baruch Hirsch Strausberg geboren. Sein Großvater Baruch Chemiak brachte es als Landhändler bereits zu beträchtlichem Wohlstand und sorgte für die Errichtung des ersten jüdischen Bethauses in Neidenburg. Bartel Heinrich ging 1839 als Sechzehnjähriger nach London, wo er schon bald seinen Namen anglisierte und sich fortan Bethel Henry Strousberg nannte. 1861 bis 1863 baute er mit englischem Kapital private Eisenbahnlinien in Ostpreußen (Tilsit-Insterburg und Königsberg-Lyck). Er kehrte nach Berlin zurück und erwarb zahlreiche Güter, Palais, Schlösser, Gutshäuser und Fabriken. Neben seinem Hauptsitz im Strousbergschen Palais in der Berliner Wilhelmstraße bewohnte er ein Palais am Grosvenor Place im Londoner Stadtteil Westminster. In den Gründerjahren wurde er zu einem der reichsten Männer Deutschlands. Ein missglückter Eisenbahnbau in Rumänien trieb ihn in den Konkurs. Er starb am 31.05.1884 als armer und gesellschaftlich geächteter Mann. (siehe auch Neidenburger Heimatbrief  Nr. 112, S. 23 ff.)



Robert Budzinski wurde am 5. April 1874 in Klein Schläfken Kreis Neidenburg geboren. Er lebte in Konitz, in Königsberg und nach dem Krieg in Marburg an der Lahn, wo er am 27. Februar 1955 starb. Er war als Zeichner, Illustrator, Schriftsteller und Lehrer tätig und in der Wandervogelbewegung aktiv. Die Titel seiner von ihm selbst mit Holzschnitten illustrierten Bücher sagen sehr viel über ihn aus. Seine Bücher: "Kuri Neru" (ein Buch über die Kurische Nehrung), "Der Mond fällt auf Westpreußen" und das bekannteste "Die Entdeckung Ostpreußens" (wurde 1994 wieder aufgelegt, Verlag Gerhard Rautenberg, 26787 Leer, ISBN 3-7921-0536-5).  Foto Quelle: Robert Budzinski, Antlitz der Menschheit, Nachdruck Knieß Verlag, Bremerhaven 1988.



Gerhard Knieß, Buchhändler, Kaufmann, Historiker, und Kreisältester der Kreisgemeinschaft Neidenburg e.V., war eine bedeutende Persönlichkeit unseres Heimatkreises. Nach Flucht und Vertreibung konnte er in der Büromittelbranche in Bremerhaven ein beachtliches Unternehmen aufbauen. Zielstrebigkeit, Fleiß und kaufmännische Begabung waren dafür die Grundlagen; dennoch ließ ihm sein Beruf die Zeit, sich in großem Maße der Forschung und Arbeit für seine Vaterstadt Neidenburg, der er in großer Liebe anhing, und seinem Heimatkreis zu widmen. So müssen den obigen Berufsbezeichnungen noch hinzugefügt werden: Heimatforscher, Kreisarchäologe, Kreispfleger für kulturgeschichtliche Altertümer, Verleger heimatgeschichtlicher Literatur. Gerhard Knieß wurde am 16. August 1909 als Sohn des Buchhändlers Otto Knieß in Neidenburg geboren. Er absolvierte eine Buchhändlerlehre in Leipzig und anschließend eine als Bürobedarfskaufmann in Ortelsburg. Schon 1928 trat er in das elterliche Geschäft ein, das von der Mühlenstraße an den Markt in Neidenburg verlegt wurde, wo es sich bis zur Zerstörung 1945 befand. Bereits früh interessierte sich Gerhard Knieß für Heimatgeschichte. Er hatte wesentlichen Anteil am Aufbau des Grenzlandmuseums und leitete es später. Die bedeutenden Funde aus dem Fürstengrab in Pilgramsdorf, deren Überführung in das Prussia-Museum in Königsberg vorgesehen war, konnten auf Initiative Gerhard Knieß‘ in Neidenburg verbleiben. Der Krieg verhinderte die gründliche Bearbeitung der Exponate, was Gerhard Knieß  noch viele Jahre später mit Bedauern feststellte. Heute befinden sie sich als „Beutegut“ in Rußland. Gleich zu Beginn des Krieges mußte Gerhard Knieß Soldat werden und ist mehrmals verwundet worden. Nach dem Kriegsende wurde er, völlig mittellos, nach Bremerhaven verschlagen, wo ihm der oben erwähnte Wiederaufstieg als Kaufmann gelang. Schon in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als es noch ein Risiko war, reiste Gerhard Knieß nach Neidenburg. Beim Fotografieren des zerstörten Gregorovius-Denkmals auf dem Schloßberg wurde er verhaftet; nach seinen Hinweisen konnten aber die Urnen der Gregorovius-Brüder aus dem Denkmal geborgen werden. Seine Sammlung zur Geschichte des Kreises Neidenburg in Bremerhaven wuchs und nahm eindrucksvolle Ausmaße an. Er betrieb in seinem großen Haus eine Offsetdruckerei, in der er für seinen Verlag, das “Knieß-Archiv“, zahlreiche Nachdrucke vergriffener Werke, die für die Geschichte des südlichen Ostpreußens von Bedeutung waren, herstellte, unter anderem Bücher von Ferdinand Gregorovius und Robert Budzinski. Als wichtige Dokumentation erschienen ab 1981 die “Quellen zur Geschichte des Kreises Neidenburg“. Zwölf Bände waren geplant; leider konnten nur die Bände 1, 5 und 6 fertiggestellt werden, aber auch die enthalten reiches Material. Gerhard Knieß war bis zu seinem Tode Mitglied der Historischen Kommission für Ost- und Westpreußische Landesforschung. Er starb am 2. März 1995 in Bremerhaven. (Quelle: Herbert Kalwa http://neidenburg2009.hm-software2.de/privatedata/koepfederheimat/default.htm 



 Klaus Glowalla wurde am 15.11.1924 in Neidenburg als Sohn des Kaufmanns Wilhelm Glowalla, Bismarckstraße 136, geboren. Nach dem Abitur wurde er 1944 zum Kriegsdienst einberufen. 1945 kam er an das Studio für Schauspiel in Berlin und erhielt 1946 sein erstes Engagement am Theater Quedlinburg. Hier wurde er erster Charakterdarsteller und Spielleiter. Mit Beginn der Spielzeit 1955/56 kam er an die Städtischen Bühnen Magdeburg und prägte mehr als vier Jahrzehnte das Magdeburger Theaterleben in fast 150 Rollen. Seine Darstellung und Interpretation der Figur des "Alten Fritz" in "Der große Friedrich" von A. Nowaczynski 1981 ist unvergessen. Als Regisseur brachte er rund 40 Arbeiten auf die Bühne (Weihnachtsmärchen, Operetten, Klassiker, Komödien, Lustspiele). Besonders Kinder und Jugendliche an das Theater heranzuführen, war sein persönliches Anliegen. In über 100 Spielfilmen war seine unverwechselbare Stimme als Synchronsprecher zu hören, die er u. a. dem französischen Komiker Louis de Funes lieh. Er starb am 16.04.1995 in Magdeburg.  (Quelle: http://www.uni-magdeburg.de/mbl/Biografien/1692.htm und Literatur: Friedemann Krusche, Theater in Magdeburg, Bd. 2, 1995).
Georg Albrecht Klebs, deutscher Botaniker, * 23.10.1857 in Neidenburg, + 25.10.1918 in Heidelberg. Dr. phil., Prof. der Botanik an der Universität Basel, später Heidelberg. Mehrere bedeutende Publikationen zur Physiologie, Fortpflanzung und Entwicklung von Pflanzen.



Heinrich Lissauer, deutscher Neurologe, *12.09.1861 in Neidenburg, + 21.09.1891 in Hallstadt, studierte Medizin in Heidelberg, Berlin und Leipzig. Er war Assistent an der Psychiatrischen Klinik in Breslau und lieferte mehrere wichtige Beiträge zu Psychiatrie und Nervenkrankheiten.



Jürgen Nicolai, deutscher Ornithologe, Autor und Verhaltensforscher, * 24.10.1925 in Neidenburg, +29.03.2006 in Schortens. Nach seinem Studium der Zoologie, Anthropologie und Botanik wurde er ab 1955 Schüler und Mitarbeiter von Konrad Lorenz. 1957 folgte er Lorenz ins Max-Planck-Institut für Verhaltensphysiologie in Seewiesen. In der Folgezeit unternahm er Forschungsreisen nach Ost- und Westafrika. Von 1977 bis 1990 war er leitender wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Vogelforschung an der Vogelwarte Helgoland in Wilhelmshaven. Seine Forschungsschwerpunkte waren: Sozialverhalten der Vögel (z. B. der Küstenvögel), Stammesgeschichte des Verhaltens, Systematik, Bioakustik aber auch das Verhalten von Zier- und Volierenvögeln



Heinz Lilienthal, * 25. April 1927 in Neidenburg † 6. Juni 2006 in Javea, Spanien, war einer der für den Kirchenbau der Nachkriegsjahre wegweisenden Glasmaler. Darüber hinaus entwarf er Wanddekorationen in Metall, Holz und Beton, richtete Schiffe für die griechischen Reeder Aristoteles Onassis und Stavros Niarchos ein und wurde schließlich erfolgreicher Designer von Tischmöbeln. 1952 gründete Lilienthal das Atelier für kirchliche Kunst in Bremen-Lesum. Für die Kirchenfenster bediente er sich der neuen Technik der Betonverglasung. Seine ersten Arbeiten entstanden in Bremen. 1965 erhielt er den Bayerischen Staatspreis und Goldmedaille und 1970 den Preis der Sparkasse Bremen. Im Neidenburger Adressbuch von 1926 ist der Name Lilienthal einmal, und zwar als August Lilienthal, Töpferberg 1, (vermutlich der Vater) verzeichnet.